Bundesweit wurden Tierheime und Auffangstationen gesucht, die Degus aufnehmen können.
Eine Familie in MeckPom hatte sich ein Pärchen angeschafft. Innerhalb weniger Monate brachten die zeugungsfreudigen Tierchen 250 Nachkommen zur Welt.
Die Tierhalter waren völlig überfordert. Die artgerechte Versorgung blieb auf der Strecke.
Das Veterinäramt schritt ein.
Aus Kostengründen sollten die Tiere an einen Zoo als Futtertiere abgegeben werden.
Um die Degus vor diesem Schicksal zu bewahren, erklärten sich einige Tierheime bereit, Degus aufzunehmen.
Wir stellten 20 Plätze zur Verfügung.
Über Nacht mussten wir Unterbringungsmöglichkeiten schaffen. Wir bereiteten auf die Schnelle drei Katzenzimmer vor, die derzeit ungenutzt waren.
Unser Handwerker Christian baute eine Sperre an den Türen ein, damit die Tierpfleger die Räume betreten können, ohne dass die flinken Tierchen entweichen.
Erste Kletter- und Versteckmöglichkeiten kamen in die Zimmer.
Und wir informierten uns nochmal ausführlich, wie die Tiere sich ernähren.
Am nächsten Tag trafen die possierlichen Nager dann ein. 11 Männchen, 12 Weibchen + 1 Mutter mit 9 Babys, und mindestens eine weitere trächtige Degudame.
Also sind wir jetzt schon bei der doppelten Anzahl an Tieren als in unserer Zusage.
Na gut.
Die Tiere sind teils unterernährt und fast alle sind verletzt. Wahrscheinlich wurden sie auf so engem Raum gehalten, dass es zu Beißereien kam.
Nun werden wir sie erst einmal aufpäppeln und ihnen ihre Quartiere immer weiter so einrichten, dass sie sich wohlfühlen können.
Soweit der Teil, bei dem wir uns auf die Schulter klopfen können.
Kommen wir zu dem weit wichtigeren Teil - den Fragen, die bleiben:
1.
Degus leben in den Anden (Chile) in großen Strauchlandschaften, die tausende Quadratkilometer umfassen. Sie kamen erst in den 80er Jahren nach Deutschland.
Degus müssen hier ein Leben in kleinen Käfigen fristen, statt die unendliche Freiheit ihrer Heimat genießen zu können.
Was haben solche Tiere in deutschen Wohn- oder Kinderzimmern zu suchen?
2.
Warum sollten diese 250 Degus nicht verfüttert werden? Gut, diese Tiere sind nun "gerettet". Aber die Zootiere müssen trotzdem etwas fressen. Also werden anstelle dieser Degus ein paar hundert anderer Tiere gezüchtet, die den Schlangen, Greifvögeln und Großkatzen zum Fraß vorgeworfen werden.
Aber das ist ja keine Schlagzeile - auch wenn es täglich hunderttausende von Tieren sind, die teils bei lebendigem Leibe an Zootiere verfüttert werden.
Also wäre es doch scheinheilig, für diese Rettung hier zu applaudieren, aber weiterhin in Zoos zu strömen und sogar Eintritt dafür zu bezahlen, um Zootiere, die auf kleinstem Raum dahinvegetieren müssen, in ihrem Elend zu bestaunen und dann noch bei den Fütterungen zuzusehen.
Zur Fotostrecke und drei kleinen Videos: